Keine Angst

Bibelfenster zum 24. März 2011:

In jener Zeit nahm Jesus Petrus, Jakobus und dessen Bruder Johannes beiseite und führte sie auf einen hohen Berg. Und er wurde vor ihren Augen verwandelt; sein Gesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden blendend weiß wie das Licht. Da erschienen plötzlich vor ihren Augen Mose und Elija und redeten mit Jesus. Und Petrus sagte zu ihm: Herr, es ist gut, dass wir hier sind. Wenn du willst, werde ich hier drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija. Noch während er redete, warf eine leuchtende Wolke ihren Schatten auf sie, und aus der Wolke rief eine Stimme: Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe; auf ihn sollt ihr hören. Als die Jünger das hörten, bekamen sie große Angst und warfen sich mit dem Gesicht zu Boden. Da trat Jesus zu ihnen, fasste sie an und sagte: Steht auf, habt keine Angst! Und als sie aufblickten, sahen sie nur noch Jesus. Während sie den Berg hinabstiegen, gebot ihnen Jesus: Erzählt niemand von dem, was ihr gesehen habt, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden ist.

Einheitsübersetzung, Matthäus 17,1-9

Mehr als deutlich führt uns die dreifache Katastrophe in Japan – Erdbeben, Tsunami, Atomunfälle – mal wieder vor Augen, wie zerbrechlich das menschliche Leben ist. Eben noch saßen wir vielleicht geruhsam bei einer Tasse Kaffee oder genossen erste Frühlingsgefühle, da erschüttern uns die Bilder aus Japan, die uns das Ausmaß der Katastrophe via Bildschirm direkt ins Haus liefern. Gerade die Atomunfälle stellen auch unsere eigene Sicherheit in Frage. Und angesichts der vielen weiteren bedrückenden Nachrichten, ob aus Libyen oder manchmal auch direkt vor der Haustür, mag der Eindruck entstehen, dass uns die Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft über den Kopf wachsen. Nicht wenige beschleicht ein Gefühl der Angst, zumal nicht absehbar ist, wie sich die Lage entwickeln wird.

Wie kann ich da so weitermachen, dass ich weder die Not der anderen verdrängen muss und innerlich abstumpfe, noch mich Verzweiflung packt und lähmt?

Lassen Sie mich einen Blick auf das Evangelium werfen:
Als Jesus drei seiner Jünger mitnimmt auf den Berg, erleben sie Unfassbares. Die Jünger begreifen nicht, was da passiert, und wollen doch etwas tun. Ihr Handlungsangebot erweist sich als blinder Aktionismus. Im Verlauf des Geschehens nimmt der glückliche Moment sogar beängstigende Ausmaße an, die Jünger liegen angsterfüllt am Boden.

In diese Situation hinein Jesu Reaktion: Er berührt die Jünger, fordert sie auf sich zu erheben und ermutigt sie: Habt keine Angst!

Das Bibelfenster

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Jesus gibt keine Erklärungen. Das Unfassbare bleibt unbegreiflich. Jesus bewahrt seine Jünger nicht vor der angsteinflößenden Situation. Das müssen sie aushalten. Und dennoch steht am Ende dieser Erzählung nicht Lähmung, sondern mit Jesus an der Seite werden die Jünger wieder handlungsfähig.

Mir das vor Augen zu halten, hilft mir jetzt. Jesus sagt auch mir: Hab keine Angst, ich bin an deiner Seite! Deshalb kann ich mich berühren lassen von der Not der Menschen in Japan, ohne zu verzweifeln. Und ich kann für sie beten. Das ist scheinbar nicht viel. Aber ich glaube fest daran, dass auch das dazu beiträgt, dass unsere Welt menschlich bleibt, und uns die Möglichkeit schafft, weiterhin das Menschenmögliche zu tun, um unser Miteinander menschenwürdig und zukunftsfähig zu gestalten.

Pastoralreferentin Inga Schmitt