Viele brauchen Heilung

Bibelfenster zum 20. Juli 2012:

Er rief die Zwölf zu sich und sandte sie aus, jeweils zwei zusammen. Er gab ihnen die Vollmacht, die unreinen Geister auszutreiben, und er gebot ihnen, außer einem Wanderstab nichts auf den Weg mitzunehmen, kein Brot, keine Vorratstasche, kein Geld im Gürtel, kein zweites Hemd und an den Füßen nur Sandalen. Und er sagte zu ihnen: Bleibt in dem Haus, in dem ihr einkehrt, bis ihr den Ort wieder verlasst. Wenn man euch aber in einem Ort nicht aufnimmt und euch nicht hören will, dann geht weiter und schüttelt den Staub von euren Füßen, zum Zeugnis gegen sie. Die Zwölf machten sich auf den Weg und riefen die Menschen zur Umkehr auf. Sie trieben viele Dämonen aus und salbten viele Kranke mit Öl und heilten sie.

Einheitsübersetzung, Markus 6,7-13

 

Es ist schon ein paar Wochen her, da wurde ich mitten in der Fußgängerzone Osnabrücks zu einem Heilungsgottesdienst eingeladen. Diese oft charismatisch-pfingstlerisch angehauchte Gottesdienstform erfährt in manchen Gegenden wachsenden Zulauf. Bei google finden sich zu dem Stichwort „Heilungsgottesdienst“ immerhin über 15.000 Einträge, und auf dem Gesundheits- und Wellnessmarkt gibt es jede Menge unterschiedliche Angebote, die unser körperlich-seelisches Wohlbefinden in den Blick nehmen und die tollsten Versprechungen machen. Unsere tiefe Sehnsucht nach Gesundheit, Heilung und Heil ist hier angesprochen.

Mit Heilung ist auch der Sendungsauftrag Jesu an seine Jünger verbunden. Er schickt die Zwölf nicht zuerst los, um die Frohe Botschaft in überzeugenden Predigten zu verkünden, er verleiht ihnen nicht die Vollmacht beredter Worte, sondern Jesus stattet die Seinen mit der „Vollmacht, die unreinen Geister auszutreiben“, aus. Und die wirkt: „Sie trieben viele Dämonen aus und salbten viele Kranke mit Öl und heilten sie.“

Das Bibelfenster

Hier kommentieren jede Woche Menschen aus dem Bistum Osnabrück eine Bibelstelle aus einer der aktuellen Sonntagslesungen – pointiert, modern und vor allem ganz persönlich.

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Wenn in der Bibel von Heilung die Rede ist, geht es nie allein darum, körperliche oder psychische Beeinträchtigungen loszuwerden. Krankheit betrifft immer den ganzen Menschen mit all seinen Möglichkeiten am Leben teilzuhaben, in Gemeinschaft mit den Menschen und mit Gott leben zu können. Heilung bereitet hier erst den Boden, damit Jesu Botschaft überhaupt ankommen kann.
In diesem Sinne bedürfen heute viele Menschen einer Heilung, obwohl sie rein medizinisch betrachtet wohl als gesund gelten. Wie oft bin ich selber von einem erfüllten Leben abgeschnitten, weil ich von allen guten Geistern verlassen bin oder taub für das, was mir und anderen gut tut, weil ich unter den Lasten von „immer höher, immer weiter, immer besser“ gekrümmt bin. Oder blind für die Kleinigkeiten, die den Tag wertvoll machen, weil ich wie besessen dem Erfolg hinterherjage oder wie gelähmt in Lethargie verfalle.

Wie sinnvoll, dass Jesus seinen Jüngern und Jüngerinnen damals und heute, nicht nur den Auftrag gegeben hat, schön zu reden, sondern auch heilsam zu wirken – manchmal reichen dafür schon Zuwendung und liebevolle Aufmerksamkeit für Andere.

Inga Schmitt, Pastoralreferentin