Was uns ausmacht

Bibelfenster zum 8. Oktober 2012:

Da sagte Johannes zu ihm: Meister, wir haben gesehen, wie jemand in deinem Namen Dämonen austrieb; und wir versuchten, ihn daran zu hindern, weil er uns nicht nachfolgt. Jesus erwiderte: Hindert ihn nicht! Keiner, der in meinem Namen Wunder tut, kann so leicht schlecht von mir reden. Denn wer nicht gegen uns ist, der ist für uns. Wer euch auch nur einen Becher Wasser zu trinken gibt, weil ihr zu Christus gehört – amen, ich sage euch: er wird nicht um seinen Lohn kommen.

Markus 9,38-41

In einer Geschichte wird von einer alten Frau erzählt, die eine religiöse Heimat sucht, aber an allen existierenden Religionen etwas auszusetzen hat. Eines Tages gründet sie daher ihre eigene. Als ein interessierten Reporter sie fragt: „Glauben Sie wirklich, wie man behauptet, dass niemand in den Himmel kommen wird außer Ihnen und Ihrem Hausmädchen?“, denkt sie kurz nach und erwidert: „Bei Marry bin ich mir nicht so sicher!“

„Wer nicht gegen uns ist, der ist für uns.“ Eine völlig andere Perspektive, die Jesus uns eröffnet. Er ist nicht defizitorientiert. Schon mit einem Glas Wasser kann ein „Jemand“ ein Arbeiter für das Reich Gottes sein. „Hindert ihn nicht“, sagt Jesus, „auch wenn er sich uns nicht anschließt. Er hat etwas von dem verstanden, worauf es ankommt.“

Das Bibelfenster

Hier kommentieren jede Woche Menschen aus dem Bistum Osnabrück eine Bibelstelle aus einer der aktuellen Sonntagslesungen – pointiert, modern und vor allem ganz persönlich.

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Jesus entgrenzt hier unser zuweilen enges Denken. Es gibt viele Menschen, die glaubwürdig leben und Gutes tun ohne ausdrücklichen Bezug zur Botschaft des Evangeliums. Karl Rahner hat diese Haltung einmal „anonymes Christentum“ genannt. Menschen, die in Solidarität leben, gehören zum Reich Gottes.

Das Zweite Vatikanische Konzil hat in Anlehnung an eine Aussage des heiligen Augustinus klargemacht: Es gibt Angehörige der Kirche, die es der Gesinnung und dem Herzen nach nicht sind. Und es gibt Menschen, die außerhalb der Kirche leben, und doch dem Herzen nach zu ihr gehören.

Jesus bricht das Schwarz-weiß-Denken auf. Der Horizont des Reiches Gottes ist anders. Wer weiß schon, ob Gott nicht in manchen Augenblicken inkognito bleiben will. Lernen wir von der Offenheit Jesu. Sie verhilft uns auch zu mehr Gelassenheit.

Generalvikar Theo Paul