Der Blick nach vorn

Bibelfenster zum 20. März 2013:

So spricht der Herr, der einen Weg durchs Meer bahnt, einen Pfad durch das gewaltige Wasser, der Wagen und Rosse ausziehen lässt, zusammen mit einem mächtigen Heer; doch sie liegen am Boden und stehen nicht mehr auf, sie sind erloschen und verglüht wie ein Docht.
„Denkt nicht mehr an das, was früher war; auf das, was vergangen ist, sollt ihr nicht achten. Seht her, nun mache ich etwas Neues. Schon kommt es zum Vorschein, merkt ihr es nicht? Ja, ich lege einen Weg an durch die Steppe und Straßen durch die Wüste. Die wilden Tiere werden mich preisen, die Schakale und Strauße, denn ich lasse in der Steppe Wasser fließen und Ströme in der Wüste, um mein Volk, mein erwähltes, zu tränken. Das Volk, das ich mir erschaffen habe, wird meinen Ruhm verkünden.“

Einheitsübersetzung, Jesaja 43,16-21

Immer, wenn ich die Verse „Denkt nicht mehr an das, was früher war; auf das, was vergangen ist, sollt ihr nicht achten. Seht her, nun mache ich etwas Neues. Schon kommt es zum Vorschein, merkt ihr es nicht?“ irgendwo lese, habe ich sofort die vertonte Übertragung von Huub Oosterhuis im Kopf: „Starre nicht auf das, was früher war, steh nicht stille im Vergangnen“. Ein Kanon, der von der Melodie her einen nicht still auf dem Stuhl sitzen lässt, sondern mitreißen will und zum wortwörtlichen Aufbruch einlädt.

Poetische Worte der Bibel, in denen ich mal wieder schwelgen könnte. Worte, die in eine völlig andere Zeit und Situation gesprochen sind und doch von zeitloser Aktualität. Wie gerne schauen wir zurück, analysieren bis ins letzte Detail, mosern an allem und jedem herum und sitzen damit fest, sagen gar: „Früher war alles besser!“ Oder in Kirchenkreisen auch gerne mal: „Das haben wir aber noch nie so gemacht!“

Das Bibelfenster

Hier kommentieren jede Woche Menschen aus dem Bistum Osnabrück eine Bibelstelle aus einer der aktuellen Sonntagslesungen – pointiert, modern und vor allem ganz persönlich.

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„Denkt nicht mehr an das, was früher war!“ – An mich persönlich die Einladung, das Vergangene, das ich nicht mehr ändern kann, die Fehler, die ich gemacht habe, auch mal loszulassen, den Blick nach vorne zu richten und es anders oder besser zu machen. „Denkt nicht mehr an das, was früher war!“ – Hoffentlich auch immer wieder an die Kirche die Einladung, sich für die Menschen im Hier und Heute zu öffnen, sich ihren Nöten und Hoffnungen und den Herausforderungen der modernen Welt zu stellen, ohne nur auf die alten Antworten, die nicht mehr tragen, zu verweisen.
Für beides kann hilfreich sein, „Ja, dann …“ zu sagen statt immer wieder „Ja, aber…“. Erst dann können sich Perspektiven entwickeln und kann das Neue entdeckt werden, das längst schon angebrochen ist.

Habemus Papam! Mit Papst Franziskus bricht in der Kirche in jedem Falle etwas Neues an. Ja, dann schauen wir gespannt nach vorn und wünschen ihm und der ganzen Kirche jede Menge Heilige Geistkraft! Mit den Worten Huub Oosterhuis‘ aus dem Kanon hoffe ich, dass in einem neuen Aufbruch Gott schon längst verborgen ist: „Ich, sagt er, mache neuen Anfang, es hat schon begonnen, merkst du es nicht?“

Inga Schmitt, Pastoralreferentin