Fertig, los!

Bibelfenster zum 18. Dezember 2013:

Übt euch in Geduld, Brüder und Schwestern, bis der Herr wiederkommt! Seht, wie der Bauer auf die köstliche Frucht seines Ackers wartet: Er übt sich in Geduld – solange bis Frühregen und Spätregen gefallen sind. So sollt auch ihr euch in Geduld üben und eure Herzen stärken. Das Kommen des Herrn steht nahe bevor.

BasisBibel, Jakobus 5,7

 

Geduldig warten – man sachte, man sachte. Ich weiß nicht genau, woher der Ausdruck kommt. Aber ich habe ihn oft in meiner Kindheit im Osnabrücker Land gehört. Immer man langsam. Immer man sachte!
„Sich in Geduld üben“ – drei Mal kommt dieser Aufruf, geduldig auf die Ankunft des Herrn zu warten, im Lesungstext vor.  Also immer man sachte angehen lassen mit den Erwartungen und Hoffnungen des Advents? Ruhe reinbringen, Entschleunigen: ist das die Stimmung des heutigen Adventssonntages?
Ganz so gemäßigt ist die Sache nicht. Es geht auch um Spannung: „Macht eure Herzen stark“ – spannt die Herzenskräfte an, so könnte man sagen. Geduld ist nicht identisch mit Entspannung – sie kann auch Anspannung bedeuten.

Das Bibelfenster

Hier kommentieren jede Woche Menschen aus dem Bistum Osnabrück eine Bibelstelle aus einer der aktuellen Sonntagslesungen – pointiert, modern und vor allem ganz persönlich.

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Ich schlage Ihnen ein Bild vor für einen geduldig Wartenden, das seltsam anmuten mag: Ein Sprinter, kurz vor dem Start. Er muss Geduld haben, darf nicht vorschnell loslaufen. Das wäre ein Fehlstart. Er darf den Start aber nicht verpassen, ihn nicht verschlafen. Genau im richtigen Moment, nicht zu früh und nicht zu spät, soll er optimal vom Fleck wegkommen. Er hat seine Position lange eingeübt. Die Starthaltung des Körpers ist unbequem, aber so gewählt, dass alle Energie gebündelt ist für einen explosiven Antritt. Vielleicht ist das Warten auf den Startschuss auch mental voller Energie? Vielleicht geht der Sprinter alle Bewegungsabläufe noch einmal durch, um möglichst gut weg zu kommen? Blendet er alles um sich herum aus und ist ganz fokussiert auf die Strecke, die vor ihm liegt?
Wie wäre es, wenn wir uns so in Geduld einübten – indem wir nach der Position suchten, die uns in die weihnachtliche Bewegung bringt? Die uns mitvollziehen lässt, dass Gott einen neuen Start mit der Menschheit unternimmt, wenn er als der Ewige zum Kind wird.

Ina Eggemann