Suchen hilft

Bibelfenster zum 8. November 2013:

Dann kam er nach Jericho und ging durch die Stadt. Dort wohnte ein Mann namens Zachäus; er war der oberste Zollpächter und war sehr reich. Er wollte gern sehen, wer dieser Jesus sei, doch die Menschenmenge versperrte ihm die Sicht; denn er war klein. Darum lief er voraus und stieg auf einen Maulbeerfeigenbaum, um Jesus zu sehen, der dort vorbeikommen musste. Als Jesus an die Stelle kam, schaute er hinauf und sagte zu ihm: Zachäus, komm schnell herunter! Denn ich muss heute in deinem Haus zu Gast sein. Da stieg er schnell herunter und nahm Jesus freudig bei sich auf. Als die Leute das sahen, empörten sie sich und sagten: Er ist bei einem Sünder eingekehrt. Zachäus aber wandte sich an den Herrn und sagte: Herr, die Hälfte meines Vermögens will ich den Armen geben, und wenn ich von jemand zu viel gefordert habe, gebe ich ihm das Vierfache zurück. Da sagte Jesus zu ihm: Heute ist diesem Haus das Heil geschenkt worden, weil auch dieser Mann ein Sohn Abrahams ist. Denn der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist.

Einheitsübersetzung, Lukas 19, 1-10

 

Die Geschichte von Zachäus ist eine der bekanntesten in der Bibel. Schon im Kindergarten lernen Kinder damit: Jesus ist gerade bei den kleinen Leuten eingekehrt, hat sich „an die Ränder der Gesellschaft“ begeben, wie Papst Franziskus es heute von und für alle Christen fordert. Jesus hat sich mit denen abgegeben, die von anderen verachtet werden – und sie dadurch zu achtbaren Menschen gemacht. Nicht, weil sie durch seinen Abglanz leuchten, sondern weil sie durch ihn das Gute in sich selber finden: „Denn der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist“.

In dem Evangeliumstext steckt aber noch ein ganz anderer Gedanke: Jesus erhört die, die ihn suchen! „Er wollte gern sehen, wer dieser Jesus sei“ steht dort über Zachäus geschrieben – und dass er sogar vorlief und auf einen Baum kletterte, um Jesus sehen zu können. Zachäus engagiert sich, er interessiert sich, Jesus ist ihm wichtig und er versucht alles, um ihn zu erreichen. Zachäus sucht – und er findet! Papst Paul VI. hat diesen Umstand 1970 für moderne Verhältnisse beschrieben – 2013 sind seine Gedanken aktueller denn je: „Die Menschen unserer Tage neigen dazu, Gott nicht mehr zu suchen. Alles wird gesucht, nur Gott nicht. Man sagt: Gott ist tot, wir brauchen uns nicht mehr mit ihm zu befassen. Gott ist aber nicht tot. Er ist so vielen Menschen heutzutage verloren gegangen. Wäre es da nicht der Mühe wert, ihn zu suchen?

Das Bibelfenster

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Nach allem wird gesucht: nach Neuem wie Altem, nach Schwierigem wie Unnützem, nach Gutem wie Schlechtem. Man könnte sagen, dass das moderne Leben durch diese Suche gekennzeichnet ist. Warum nicht Gott suchen? Ist er denn kein Wert, der unsere Suche verdient? Ist er denn keine Realität, die eine bessere Kenntnis fordert als es ein bloßer geläufiger Name tut? Ist Gott nicht, wie man sagt, ein Problem, das uns unter den Nägeln brennt, bei dem unser Denken, unser Gewissen, unser Schicksal auf dem Spiel steht, bei dem es unvermeidlicherweise eines Tages um unser persönliches Zusammentreffen mit ihm geht? Und ist Gott vielleicht nicht verborgen, damit wir ihn suchen müssen? Ein spannendes, für uns entscheidendes Unterfangen? Und was, wenn Gott selber auf der Suche nach uns wäre?“

Annika Lippmann