Zukunftsfähig sein

Bibelfenster zum 4. Dezember 2013:

Dann wird von zwei Männern, die auf dem Feld arbeiten, einer mitgenommen und einer zurückgelassen. Und von zwei Frauen, die mit derselben Mühle mahlen, wird eine mitgenommen und eine zurückgelassen. Seid also wachsam! Denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt.

Einheitsübersetzung, Matthäus 24, 40-42

Ein folgenschweres Urteil. Etwas oder jemand ist zukunftsfähig. Zum Beispiel eine Projektidee oder eine Firma. Gut aufgestellt und vorbereitet auf kommende Herausforderungen, der Zukunft gewachsen. Oder eben nicht. Von jemanden zu sagen, er sei nicht zukunftsfähig bedeutet vielleicht, er ist der zukünftigen Unternehmens- oder Institutionsentwicklung nicht gewachsen, er wird sie nicht mittragen und mitgestalten können, er gehört der Vergangenheit an, er ist überflüssig und kann entlassen werden – ein vernichtendes Urteil. Oder eben das Gegenteil – er ist zukunftsfähig: er ist relevant für die kommenden Veränderungen, ein wichtiger Faktor.
Der Advent der Christen spricht auch von der Zukunftsfähigkeit – oder eben „Unfähigkeit“ von uns Beteiligten. Gott tritt in die Geschichte ein und bringt sie neu in Bewegung. Er will etwas Neues mit der alten Menschheit anfangen. Jede(r) ist eingeladen mit zu machen.
Aber nicht jede(r )ist anscheinend zukunftsfähig.

Menschen tun das Gleiche, arbeiten, erledigen ihre täglichen Pflichten, essen und trinken, heiraten…leben ihren Alltag. Äußerlich unterscheidet sie nichts, aber der eine ist zukunftsfähig „er wird mitgenommen“ und der andere nicht „er wird zurückgelassen.
Was macht den Unterschied aus?  Das jeweilige Tun offensichtlich nicht. Es ist gleich. In den Lesungen der Liturgie des ersten Adventssonntages wird dem Evangelium eine Lesung vorangestellt, in der vorgeschlagen wird, sich für die Zukunft fit zu machen, in dem wir „das Gewand Christi“ anziehen.
Gott ist für Christen mit der Geburt Jesu Christi in die Welt gekommen.

Das Bibelfenster

Hier kommentieren jede Woche Menschen aus dem Bistum Osnabrück eine Bibelstelle aus einer der aktuellen Sonntagslesungen – pointiert, modern und vor allem ganz persönlich.

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Ist sie dadurch besser, erlöster und sicherer geworden? Augenscheinlich nicht. Man muss eingestehen: es bleibt eine hochgradig gefährdete Welt.  Christen glauben an Jesus Christus als den, der genauso echt und wahrhaftig Mensch ist, wie er auch Gott ist. Sie glauben daran, dass dadurch nicht nur einer, sondern alle und unsere Welt überhaupt, untrennbar mit Gott verbunden ist. Sie sehen in dieser Gottverbundenheit die große Chance: das Projekt Mensch ist zukunftsfähig.
Die einen glauben daran. Sie tun das, was der Alltag fordert, zugleich aber erwarten sie, dass sich die gottverbundene Seite der Wirklichkeit zeigt und durchsetzt; sie lassen sich von dieser Hoffnung in ihrem Handeln prägen. Sie haben das Gewand Christi angezogen, der den Menschen ganz aus der Gottbezogenheit definiert hat.  Die anderen dagegen gehen in ihrem Tun auf. Ihre Hoffnung schaut nicht über den Tellerrand. Sie sind – so das Evangelium -nicht zukunftsrelvant. Sie bleiben im kleinen Jetzt zurück, statt den gegenwärtigen Moment  aus der Gottverbundenheit heraus zu leben und aus ihm so das große Jetzt zu machen: in der Art und Weise wie wir den kleinen Augenblick leben, können wir beitragen, die Zukunft in Gott zu verankern. Das ist großartig.
Es klingt nach einer schreienden Ungerechtigkeit: die einen werden mitgenommen, die anderen zurückgelassen. Aber es macht auch Mut, dass durch ein ganz alltägliches Leben, große Hoffnungen wach gehalten werden können – oder auch nicht.

Ina Eggemann