Der Glaube und die Skepsis

Von den Sadduzäern, die die Auferstehung leugnen, kamen einige zu Jesus und fragten ihn: Meister, Mose hat uns vorgeschrieben: Wenn ein Mann, der einen Bruder hat, stirbt und eine Frau hinterlässt, ohne Kinder zu haben, dann soll sein Bruder die Frau heiraten und seinem Bruder Nachkommen verschaffen. Nun lebten einmal sieben Brüder. Der erste nahm sich eine Frau, starb aber kinderlos. Da nahm sie der zweite, danach der dritte und ebenso die anderen bis zum siebten; sie alle hinterließen keine Kinder, als sie starben. Schließlich starb auch die Frau. Wessen Frau wird sie nun bei der Auferstehung sein? Alle sieben haben sie doch zur Frau gehabt.
Da sagte Jesus zu ihnen: Nur in dieser Welt heiraten die Menschen. Die aber, die Gott für würdig hält, an jener Welt und an der Auferstehung von den Toten teilzuhaben, werden dann nicht mehr heiraten. Sie können auch nicht mehr sterben, weil sie den Engeln gleich und durch die Auferstehung zu Söhnen Gottes geworden sind. Dass aber die Toten auferstehen, hat schon Mose in der Geschichte vom Dornbusch angedeutet, in der er den Herrn den Gott Abrahams, den Gott Isaaks und den Gott Jakobs nennt. Er ist doch kein Gott von Toten, sondern von Lebenden; denn für ihn sind alle lebendig.

Lukasevangelium 20, 27-38 (Einheitsübersetzung)

 

2015 glaubten laut einer Umfrage 56 Prozent der Deutschen an Jesus Christus, aber nur 36 Prozent an seine Auferstehung und 34 Prozent ans ewige Leben (s. https://chrismon.evangelisch.de/poll). Es gibt keine Sadduzäer mehr, aber natürlich reichlich Zweifel, um uns herum und in uns.
Auch heute noch stehen Skepsis und Glaube im Zwiegespräch, vielleicht ja mal so:
Skepsis: „Ja, ja, das hätte man vielleicht gerne, das mit dem Leben danach. Aber tot bleibt tot, ob wir das akzeptieren wollen oder nicht. Das Leben ist kein Wunschkonzert.“

Das Bibelfenster

Hier kommentieren jede Woche Menschen aus dem Bistum Osnabrück eine Bibelstelle aus einer der aktuellen Sonntagslesungen – pointiert, modern und vor allem ganz persönlich.

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Glaube: „Schon richtig, aber, wenn wir uns nach einem Leben nach dem Tod sehnen, für uns oder für andere, dann heißt das noch lange nicht, es gibt keins. Unsere Sehnsucht kann nicht die Ewigkeit schaffen. Aber vielleicht kommt aus der Ewigkeit unsere Sehnsucht.“
Skepsis: „Ein Leben nach dem Tod ist nun mal noch nie festgestellt worden.“
Glaube: „Was meinst du mit ‚feststellen‘? Dass Jesus auferstanden ist, haben seine Jünger geglaubt, weil sie ihn erfahren haben, auf besondere Weise.“
Skepsis: „Hm. Kommt mir so vor, als drückst du dich vor kritischer Prüfung.“
Glaube: „Naja, mir kommt es so vor, als wolltest du einfach alles ausschließen, was man nicht in den Griff kriegt; als würdest du dich davor drücken zu vertrauen. Und Glaube braucht nun mal Vertrauen – vernünftiges, kein blindes Vertrauen.“
Skepsis: „Letztes Wort: Wahrscheinlich werde ich Recht haben und du irrst dich.“
Glaube: „Wie willst du hier seriös die Wahrscheinlichkeit einschätzen? Außerdem: Wenn du Recht haben solltest, merkt es niemand (mehr). Wenn ich dagegen Recht habe, werden es alle merken. Und das letzte Wort haben nicht du oder ich – Gott hat es.“
Hoffen wir es!

Martin Splett, Caritasverband für die Diözese Osnabrück