Der Hauch Gottes

Bibelfenster zum 8. Mai 2016

Als der Pfingsttag gekommen war, befanden sich alle am gleichen Ort. Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie waren. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen, in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab. In Jerusalem aber wohnten Juden, fromme Männer aus allen Völkern unter dem Himmel. Als sich das Getöse erhob, strömte die Menge zusammen und war ganz bestürzt; denn jeder hörte sie in seiner Sprache reden. Sie gerieten außer sich vor Staunen und sagten: Sind das nicht alles Galiläer, die hier reden? Wieso kann sie jeder von uns in seiner Muttersprache hören: Parther, Meder und Elamiter, Bewohner von Mesopotamien, Judäa und Kappadozien, von Pontus und der Provinz Asien, von Phrygien und Pamphylien, von Ägypten und dem Gebiet Libyens nach Zyrene hin, auch die Römer, die sich hier aufhalten, Juden und Proselyten, Kreter und Araber, wir hören sie in unseren Sprachen Gottes große Taten verkünden. 
Einheitsübersetzung, Apostelgeschichte 2,1-11

 

„Und er hauchte ihnen den Heiligen Geist ein“ – an diesem pfingstlichen Satz aus dem Johannesevangelium bleibe ich hängen. Ich höre eine überaus zärtliche Geste, mit der der Heilige Geist von Gott zu den Menschen kommt. Denn: Etwas Einhauchen, das geht nicht von weit weg. Und: Etwas Einhauchen, das geht nicht bei allen gleichzeitig. Das meint und erreicht sanft das Herz jedes einzelnen Menschen.
Jesus muss den Jüngern, die da in Jerusalem mit schlotternden Knien hinter verschlossenen Türen ängstlich und ratlos der kommenden Dinge harrten, buchstäblich nahe gekommen sein.

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Wie ein Hauch sagen wir, wenn wir etwas erleben, das berührt und bewegt, zugleich aber keinerlei Aufhebens macht, leise ist und unmittelbar. Wind spüren wir manchmal auf diese Weise. Heißt es nicht auch an anderer Stelle der Bibel: Gott war nicht im Sturm, sondern im Windhauch? Gottes Geist ist also sanft wie ein Windhauch, oder – fast noch schöner – wie ein kaum hörbares und doch ungeheuer kraftvolles, ins Ohr gehauchtes „Ich liebe dich!“
Jesus beruft seine Jünger und Jüngerinnen in Gemeinschaft, aber er berührt dabei jeden und jede einzeln. Einen Hauch spürt nur, wer alle seine Antennen ausfährt. Der Geist Gottes sucht sich Resonanzräume in den Herzen der Menschen. Ich höre, die pfingstliche Botschaft ist sanft und kraftvoll und sie meint mich. Ihre Wirkung, das ist ebenfalls zu lesen, ist dann so einfach wie großartig: Friede und Versöhnung!

Martina Kreidler-Kos,
Frauenseelsorge/Ehe- und Familienpastoral)