Unser Lebensdurst

Bibelfenster zum 24. Januar 2016

Am dritten Tag fand in Kana in Galiläa eine Hochzeit statt und die Mutter Jesu war dabei. Auch Jesus und seine Jünger waren zur Hochzeit eingeladen. Als der Wein ausging, sagte die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr. Jesus erwiderte ihr: Was willst du von mir, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen. Seine Mutter sagte zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut!
Es standen dort sechs steinerne Wasserkrüge, wie es der Reinigungsvorschrift der Juden entsprach; jeder fasste ungefähr hundert Liter. Jesus sagte zu den Dienern: Füllt die Krüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis zum Rand. Er sagte zu ihnen: Schöpft jetzt und bringt es dem, der für das Festmahl verantwortlich ist. Sie brachten es ihm. Er kostete das Wasser, das zu Wein geworden war. Er wusste nicht, woher der Wein kam; die Diener aber, die das Wasser geschöpft hatten, wussten es. Da ließ er den Bräutigam rufen und sagte zu ihm: Jeder setzt zuerst den guten Wein vor und erst, wenn die Gäste zu viel getrunken haben, den weniger guten. Du jedoch hast den guten Wein bis jetzt zurückgehalten.
So tat Jesus sein erstes Zeichen, in Kana in Galiläa, und offenbarte seine Herrlichkeit und seine Jünger glaubten an ihn.

Einheitsübersetzung, Johannes 2,1-11

 

An diesem Wochenende ist es wieder soweit: In Osnabrück findet die alljährliche Messe für Hochzeiten „verliebt – verlobt – verheiratet“ statt. Heiratswillige können sich hier über neueste Trends in Sachen Kleidung und Festgestaltung informieren und sich auf ihren Hochzeitstag einstimmen. Etwas aus der Ferne betrachtet, würde ich mittlerweile schon von einer ganzen Hochzeitsindustrie sprechen, die helfen will – natürlich für eine ziemliche Stange Geld -, die Traumhochzeit Realität werden zu lassen.
„Um den schönsten Tag im Leben und die Vorbereitung unterschiedlicher Festlichkeiten geht es jedes Jahr im Januar …“, heißt es dann auch im Veranstaltungsflyer. Wie sagte ein Bekannter mal so trefflich: „Ich hoffe ja nicht, dass die Hochzeit der schönste Tag im Leben ist, denn sonst würde es danach ja nur noch bergab gehen …“

Ja, Festzeiten sind wichtig. Wenn wir nur Alltag hätten, würde uns irgendwann die Puste ausgehen. Darum lohnt es sich auch, Feste festlich und liebevoll zu gestalten. Das Feiern selber, aber auch die Erinnerungen daran nähren uns, unsere Sehnsucht nach Freude und Überschwänglichkeit.

Das Bibelfenster

Hier kommentieren jede Woche Menschen aus dem Bistum Osnabrück eine Bibelstelle aus einer der aktuellen Sonntagslesungen – pointiert, modern und vor allem ganz persönlich.

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Ein Hochzeitsfest wird im Johannesevangelium denn auch zum Zeichen und macht gleichzeitig deutlich, dass wir Menschen nicht alles selber machen können, nicht alles selber in der Hand haben: Fülle – das Mehr als genug – und damit Heil, die unsere tiefe Sehnsucht nach Leben, unseren Lebensdurst stillen, gibt es nicht aus uns heraus, sondern da, wo Gott wirksam wird, können wir uns nur von ihm schenken lassen. Erst Jesus sorgt in der Erzählung von der Hochzeit in Kana dafür, dass das Fest unvergesslich wird; durch ihn gibt es mehr als genug vom allerbesten Wein – wer trinkt schon 600 Liter davon!
Das Bild vom Hochzeitsfest ist für mich eine Einladung an uns, über das Plan- und Machbare hinaus zu denken, Raum für das Unerwartete zu lassen und immer wieder auf die Zugabe „von oben“ zu vertrauen.

Inga Schmitt, Pastoralreferentin