Ohnmacht und absolutes Vertrauen

Bibelfenster zum 3. April 2016

Der Sabbat war vorüber. Gleich als der Morgen dämmerte, gingen die Frauen zum Grab. Sie brachten die wohlriechenden Öle mit, die sie vorbereitet hatten. Da entdeckten sie, dass der Stein vom Grab weggerollt war. Sie gingen in die Grabkammer.  Doch sie konnten den Leichnam von Jesus, dem Herrn, nicht finden. Dann, während sie noch überlegten, was sie von alldem halten sollten – sieh doch: Da traten zwei Männer in leuchtenden Gewändern zu ihnen. Die Frauen erschraken und hielten ihren Blick gesenkt. Die beiden Männer sagten zu ihnen: „Warum sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, Gott hat ihn vom Tod auferweckt.“
Basisbibel, Lukas 24,1-5

Wie werden Sie gerne geweckt? Am liebsten von den ersten Sonnenstrahlen, von einem Musikwecker oder vom Kaffeeduft, dank Zeitschalter an der Kaffeemaschine…? Vielleicht werden bei diesen Fragen einige Assoziationen wach, Erinnerungen an besondere Momente des „Geweckt- Werdens“. Am Muttertag, nach einer OP, vor einer Reise …?
Wir feiern Ostern. Für Christen ist dies die Feier einer einzigartigen und alles verändernden, besonderen Weckerfahrung, an die wir erinnern, weil wir daran glauben, an diesem Geschehen beteiligt zu werden.  Der gescheiterte, geschundene, tote Jesus, hinter den man schon den endgültigen Schlussstrich gezogen hatte, indem man den Stein vor sein Grab rollte – für Gott schlief er, bis es Zeit war ihn zu wecken.

Das Bibelfenster

Hier kommentieren jede Woche Menschen aus dem Bistum Osnabrück eine Bibelstelle aus einer der aktuellen Sonntagslesungen – pointiert, modern und vor allem ganz persönlich.

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Ostern ist die Erfahrung von Ohnmacht und absolutem Vertrauen in einem: die Ohnmacht vor dem Tod, aus dem heraus sich niemand wieder aufrichtet und das Vertrauen, dass der Tote für Gott ein Schlafender ist, der von ihm geweckt werden will.
Der kleine Oscar hat dies mit der Scharfsinnigkeit eines sterbenden Kindes erkannt. In dem Film „Oscar und die Dame in Rosa“ ist er die Hauptperson. Er vertraut sich in Briefen Gott an. Kurz vor seinem Tod reicht es nur noch zu einem Satz, den man auf einer Karte auf seinem Nachttisch findet: Nur der liebe Gott darf mich wecken.
Beides schwingt darin: Das Wissen, das nur dieser Gott ihn wecken kann, aber auch der Wunsch von niemand anderem geweckt werden zu wollen. Oscar hatte in den wenigen Tagen vor seinem Tod ziemlich viel von Gott mitbekommen, genug um Vorfreude auf diesen Moment aufkommen zu lassen, wenn Gott ihn weckt.
Auch deswegen feiern wir Ostern – wegen der Vorfreude.

Ina Eggemann