Lernen von der Weltkirche

Festivalbesucher mit erhobenen Händen im Sonnenuntergang
Bild: doubleju / photocase.de

Wie können wir in Zukunft Kirche sein? Gute Antworten auf diese Frage findet man auf den Philippinen. Die Aufgabe: Den Glauben mit dem Alltag verbinden. Und praktizierte Nächstenliebe.

20 Kilometer vor den Stadttoren Manilas liegt das Pastoralinstitut Bukal. Vor 20 Jahren als Priesterseminar gegründet, ist es heute ein theologisches Bildungshaus. Aleli Gutierrez, Pater Mark Lesage und Dr. Estela Padilla leiten es. Ihre Schwerpunkte: Gemeindeentwicklung und Jugendarbeit. Drei bis vier internationale Gruppen kommen pro Jahr hierher und wollen von den „Bukalis“ lernen. Auch aus dem Bistum Osnabrück war schon jemand dort.

„Kirche der Beteiligung“

Bernd Overhoff, Pastoraler Koordinator in der Pfarreiengemeinschaft Wallenhorst, ist zusammen mit einigen Kolleginnen und Kollegen auf die Philippinen gereist. Zweieinhalb Wochen haben sie dort im Pastoralinstitut Bukal verbracht und die Kirche vor Ort kennen gelernt. Ihre Fragen: „Wie können wir in Zukunft Kirche sein? Welche Anregungen aus der Weltkirche sind für uns anschlussfähig?“

zerstörtes Haus (Bild: privat)
Auf den Philippinen leben viele Menschen in großer Armut.

Nach philippinischem Vorbild sind im Bistum Osnabrück zurzeit mehrere Gemeinden auf dem Weg einer „Kirche der Beteiligung“. Das heißt: Damit Kirche vor Ort auch bei immer weniger Priestern lebendig bleibt, beauftragt der Bischof ehrenamtliche Gemeindeteams. Ehrenamtliche werden an der Leitung von Kirchengemeinden beteiligt. Sie übernehmen Verantwortung für die Bereiche Glaubensweitergabe, Liturgie, Verkündigung und Diakonie. Die Idee, alle Getauften an der Verantwortung zu beteiligen, ist nicht neu, sondern schon im Zweiten Vatikanischen Konzil verankert. „Alle haben Kompetenz, das Wort Gottes zu verstehen“, sagt Pater Mark Lesage.
Die Erfahrungen, die Overhoff auf den Philippinen gemacht hat, klingen noch heute nach. „Gemeindeleben ist dort Lebenswelt“, beschreibt er. „Bei uns ist der Glaube häufig sehr abstrakt, auf den Philippinen ist er lebensnah.“ So gebe es zum Beispiel viele diakonische Angebote. „Die Menschen erleben, dass ihnen der Glaube etwas gibt – nämlich Unterstützung.“

Menschen (Bild: privat)
Die deutschen Gäste wurden herzlich aufgenommen.

Drei Kilo Reis für jede der 20 bedürftigsten Familien

Overhoff erinnert sich zum Beispiel an einen Wortgottesdienst. „Zum Schluss wurden die Namen der zwanzig bedürftigsten Familien vorgelesen. Sie sind nach vorne gekommen und haben jeweils drei Kilo Reis bekommen.“ Eine Geste der Gemeinschaft und Unterstützung. Insgesamt sei das Gemeinschaftsleben dort ein anderes als hier in Deutschland, beschreibt Overhoff. „Hier setzen sich die Leute hinters Haus, bauen sich Zäune, pflanzen hohe Hecken. Dort setzen sich die Leute vor ihr Haus, wollen sich sehen und voneinander hören.“

Am Nachmittag ist die Kathedrale von Manila gut besucht. Junge Menschen, die von der Arbeit kommen, halten sich für einen Moment dort auf. Sie zünden eine Kerze an, sprechen ein Gebet und gehen wieder. „Der Glaube spielt auf den Philippinen eine große Rolle“, sagt Overhoff. „Hier in Deutschland ist alles so verkopft. Wir wollen den Glauben verstehen.“ Dort sei das Wort Gottes Anregung, über das Leben zu sprechen. „Was sagt das Wort Gottes mir heute in meinen Alltag hinein?“

Weitere Infos

Kirche der Zukunft – da braucht es eine gemeinsame Vision. Das wissen die Frauen und Männer im Pastoralinstitut Bukal und machen den Deutschen Mut. „Diese Vision gibt nicht der Pfarrer vor“, sagt Aleli Gutierrez. Das Geheimnis einer Vision bestehe darin, dass viele Menschen sie als ihren Besitz betrachten. „Dann sind sie auch bereit, dafür zu arbeiten.“